Lawrence Weiner: Dicht bei

Brought forth by the resonance of a dissonance. Dicht bei.
Hervorgebracht durch die Resonanz einer Dissonanz. Dicht bei.

Geht es um Klänge? Um Emotionen? Etwas löst etwas anderes aus. Das eine reibt sich mit dem anderen. Die Konsequenz kommt aus der Reibung. Und am Ende ist alles »Dicht bei.« – also doch gar nicht so weit von einander entfernt, sondern im Gegenteil: sich nahe. So kann es Menschen miteinander ergehen, so kann der Dialog zwischen Kirche und Kunst gesehen werden, so kann es dem einzelnen in seinem Verhältnis zu Gott gehen. Viele Deutungen sind denkbar. Schön ist, dass die Begegnung mit moderner Kunst in einem Kirchenraum etwas auslöst, das Fragen aufwirft, nicht immer gleich die Antwort parat hat und die Gedanken beflügelt.

1942 in der Bronx geboren, lebt der US-Amerikaner Lawrence Weiner nun in seiner Heimatstadt New York und in Amsterdam. In der Kunstszene ist Lawrence Weiner weltberühmt, er stellte bei der Biennale in Venedig 1984 aus und war darüber hinaus Künstler der Documenta 5, 6 und 7 in Kassel.

Bereits im Jahre 1968 formulierte er seine Statements zur Konzeptkunst:

    1. Der Künstler kann das Werk herstellen.
    2. Das Werk kann angefertigt werden.
    3. Das Werk braucht nicht ausgeführt zu werden.

Dies bedeutet für die künstlerische Arbeit, dass sie ohne den räumlichen und zeitlichen Kontext auskommt. Der Künstler schafft das Werk durch die Idee. Die Ausführung ist dabei zweitrangig. Wenn die Arbeit jedoch ausgeführt wird, nimmt Sie Kontakt zum Raum und zum Betrachter auf. Und so ist es auch in der Johanneskirche: Die Arbeit stellt sich dem Raum, also der Kirche und den Betrachtern, die keine Museumsbesucher, sondern Kirchenbesucher sind. Die Kunst Lawrence Weiners steht nun im Kontext des öffentlichen Raumes und kann hier eine Beziehung zum Betrachter herstellen. Diese Beziehung ist für Lawrence Weiner wichtig: Die Konfrontation mit seinem Satz löst etwas aus, und der Betrachter beginnt, den Satz in einen individuellen, sinnvollen Gebrauch zu überführen.

Mit der neuen Arbeit von Lawrence Weiner ist in die Johanneskirche wieder ein Stück zeitgenössische Kunst eingezogen. moderne Kunst ist, wenn sie nicht nur als reine Dekoration gesehen wird, immer eine Herausforderung für ihre Betrachter und gerade deswegen möchte sich die Stadtkirche wieder zu einem Ort für den Dialog von Kunst und Kirche in Düsseldorf entwickeln. Trotz gemeinsamer Wurzeln und zahlreicher gemeinsamer Themen ist eine Kluft zwischen den säkularen Kulturschaffenden und der Kirche vorhanden. Hier möchte die Stadtkirche Initiative ergreifen, hin zu einem erneuten Aufeinander-Zugehen, mit dem Ziel, das verödete Grenzland wieder in eine fruchtbare Landschaft zu verwandeln.

Middabbér oder Wenn Kirche und Kunst einander begegnen : Die Stadtpredigt vom 13.06.2010 zum Nachlesen