Geschichte

Die Geschichte dieses größten evangelischen Kirchengebäudes in Düsseldorf spiegelt die Veränderungen des kirchlichen Lebens in der Innenstadt wieder. Die Johanneskirche wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Ausdruck protestantischen Selbstbewusstseins erbaut. Im 2. Weltkrieg teilte sie das Schicksal der Stadt und wurde 1943 stark beschädigt. 1951 wurde sie wieder aufgebaut und im Innern völlig verändert, was unter anderem durch die Verkürzung des Kirchraums deutlich wurde.

Baugeschichte

Nach der Gebietsregelung des Wiener Kongresses 1814/15 kamen die Rheinlande zu Preußen und damit die Verwaltung und Leitung der ev. Landeskirchen unter staatliche Oberaufsicht. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. nahm bald Einfluss auf »seine« Kirche mit dem Ziel eines Zusammenschlusses der lutherischen und reformierten Gemeinden. In seiner Kabinettsorder vom 17. September 1817 legte er beiden Konfessionen eine Union nahe. Am 8.12.1824 wurde für Düsseldorf die Unionsurkunde unterschrieben, so dass es vom 1. Januar 1825 nur noch eine evangelische Gemeinde in Düsseldorf gab.

Natürlich wollte die nun vereinigte evangelische Gemeinde eine neue große Kirche als Zeichen der Einheit erbauen, die nicht wie die bisherigen evangelischen Kirchen in Düsseldorf [Neanderkirche (ref) und Bergerkirche(luth)] hinter Häuserfronten versteckt liegen sollte. Doch die finanziellen Mittel reichten noch nicht.

Erst 1855 konnte ein Kirchenbaufonds gegründet werden. Die Gemeindegliederzahl war auf 7000 angewachsen. 1859 wurde beschlossen mitten auf dem Königsplatz, dem heutigen Martin-Luther-Platz, zu bauen. Die Benutzung des Königsplatzes zum Bau genehmigte der preußische König trotz großer Widerstände aus der katholischen Bevölkerung. 1874 konnte endlich der vollständige Vertrag zwischen Stadt und Kirchengemeinde abgeschlossen werden.

Erste grobe Vorentwürfe im gotischen, romanischen und Kuppel-Baustil, die aber zu keinem Ergebnis führten, lieferte der damals noch in Krefeld lebende Architekt Adolf Heyden. Den überarbeiteten Entwurf von Walter Kyllmann und Adolf Heyden – nunmehr Berlin – nahm die Kirchengemeinde 1869 an.

Auf dieser Grundlage mussten die Pläne nochmals verändert werden, teils wegen der zu hohen Kosten, teils wegen Überschreitung des bewilligten Bauterrains. Man einigte sich schließlich auf eine Verkürzung der Kirche um 36 Fuß und auf die Ausführung des Kirchbaus statt im neogotischen Stil nun im Rundbogenstil. 1875 fand die Grundsteinlegung öffentlich und feierlich statt.

1880 beschloss die Repräsentation (größere Gemeindevertretung) auf Antrag des Presbyteriums, der Kirche den Namen »Johanneskirche« zu geben. Eine Begründung findet sich nicht, aber gemeint war der Apostel Johannes. Sein Bild schmückte das Portal.

Das Jahr 1881 diente vor allem dem Innenausbau. Nach den Bauplänen betrug, die Zahl der Sitzplätze in der Kirche 1600, davon 1000 im Schiff und 600 auf den Emporen. Im Innern ist die Suche nach einem Kirchenbaustil für das ausgehende 19. Jahrhundert besonders stark spürbar gewesen. So wurde von den Architekten z. B. auf korinthische und dorische Säulenformen zurückgegriffen; es fanden sich viele Zitate aus der italienischen Renaissance.

Dennoch gelang es, im Innern eine einheitliche Ausstrahlung zu schaffen. Am 6. Dezember 1881 wurde die Johanneskirche eingeweiht. Sie galt als das stattlichste der in diesem Jahrzehnt erbauten neuen evangelischen Gotteshäuser in ganz Deutschland. Die Johanneskirche demonstrierte mit einer Turmhöhe von 85,7 m und einer Länge von 61 m evangelische Präsenz im Herzen der Stadt.

Die Schrift »Die Johanneskirche zu Düsseldorf. Eine Festschrift zur Einweihung derselben am 6. Dezember 1881« von Adalbert Natorp ist in der Universitäts- und Landesbibliothek digital einsehbar.

 

Zerstörung

Am 12. Juni 1943 wurde die Johanneskirche bei einem Bombenangriff stark beschädigt. Teile des Dachs waren eingestürzt, die Orgel und das Gestühl brannten aus, die Fenster waren zerschlagen und der große Leuchter herabgefallen. Die Fotos von der beschädigten Kirche zeigen aber auch deutlich, dass vieles erhalten war: Der Altarraum und die Kanzel, sowie die Emporen. Die Fassade hatte nur einige geringere Schäden aufzuweisen; doch die Johanneskirche war nur nach einer Grundrenovierung wieder für die Gemeinde benutzbar. Hierfür stand kein Geld zur Verfügung, zumal die Zahl der evangelischen Einwohner wegen der starken Zerstörung der Wohngebiete in der Innenstadt Düsseldorfs drastisch zurückgegangen war.

Es gab Überlegungen seitens der Stadt, das Gebäude der Straßenführung zu opfern und an anderer Stelle einen Neubau zu ermöglichen. Oberkirchenrat Harney und der Architekt Dr. Rehder setzten sich sehr dafür ein, dass die Johanneskirche an diesem zentralen Ort der Stadt erhalten blieb.

 

Wiederaufbau – die heutige Johanneskirche

»Alles unter einem Dach«, schrieb die Welt am Sonntag bewundernd am Tag der Einweihung, dem 28. März 1953. Der Kirchraum trägt die Spuren der beiden Aufgaben, die dem Architekten gestellt wurden: einen Raum für große Gottesdienste und Konzerte zu schaffen. Deshalb musste das verkürzte Kirchenschiff annähernd die Platzzahl der alten Kirche behalten. Der Architekt zog die Emporen an die Pfeiler heran und möblierte das Kirchenschiff sehr dicht, um diesen Anforderungen gerecht werden zu können. Unter der Orgel wurde zusätzlich eine Sängerempore errichtet. Die damals noch junge Orgelbaufirma Beckerath aus Hamburg wurde 1952 mit dem Bau der Johanneskirchenorgel beauftragt. Das im Oktober 1954 eingeweihte Instrument war mit 65 Registern und vier Manualen mit 5174 Pfeifen ausgestattet. Später kam ein weiteres Register hinzu. Ihr Typ ist der einer norddeutschen Barockorgel mit mechanischer Schleiflade.

Das Foyer wurde 1997 vom Architekten von Fellner und dem Designer Axel Kufus umgestaltet, die vormalige Ehrenhalle wurde zu einer Gedenkhalle. Es sollen Themen auf der Schwelle von Kirche und Stadt platziert werden, die zum Nachdenken reizen. Die Botschaft in der Vorhalle soll temporär und akut sein. Der Kirchenraum selbst ist mit dem dominierenden Kruzifix von Professor Arnold Rickert (Bielefeld) in seiner Schmuck- und Bilderlosigkeit weitgehend so wie er 1953 gebaut wurde.

Im Juni 2008 begannen dann die großen Umbauarbeiten im Inneren der Kirche nach einem Entwurf von Professor Artur Mandler und in der Planung und Ausführung der Düsseldorfer Architekten Miksch + Rücker. Am 18. Oktober 2008 wurde der Johanneskirchraum nach einer gründlichen Instandsetzung mit einem Festgottesdienst wiedereröffnet. Nicht nur die Schäden eines halben Jahrhunderts wurden beseitigt, es sind auch alte Formen der Vorkriegskirche wieder freigelegt. Die großen Emporen sind in die ursprüngliche Linie zurückversetzt, zugleich mit steileren Sitzreihen und Glasbrüstungen versehen, um – dem Citykirchenkonzept entsprechend – einer größeren Zahl von Teilnehmenden den direkten Blick ins Gottesdienstgeschehen zu ermöglichen. Die Kirche wird heller, lichter und als zentrale evangelische Stadtkirche vielseitig nutzbar.