Diese Form des Gottesdienstes stammt aus der anglikanischen Kirche. Wie das Wort Evensong sagt, gehört diese Andacht in die Abenddämmerung. Nach altem biblischem Zeitgefühl endet ein Tag mit dem Abend. Wenn die ersten drei Sterne am Himmel sichtbar werden, beginnt mit der Nacht eine neue Zeit. An dieser Schwelle kommen Christen zusammen, um den alten Tag zu verabschieden, um ihren Frieden zu machen mit dem, was gewesen ist, und um sich innerlich zu reinigen für das, was kommt. Even meint einerseits den Abend als Zeit-die-nach-dem-Tag-ist. Zugleich steckt im Wort Even das Bild der Ebene, das Ausgleichende, was die Dinge ins Gleichgewicht bringt. In diesem doppelten Sinn laden wir Sie ein, die liturgische Feier zu nutzen, die Seele auspendeln zu lassen, sich zu lösen vom Gewesenen und sich zu besinnen auf das Geschenk eines neuen Tages.
Evensong heißt diese Andacht, weil die Liturgie geprägt ist vom Gesang. In alter Sitte ehrte man das Wort Gottes auch dadurch, dass man nicht einfach die Bibel aufschlug und Texte der Heiligen Schrift wie gewöhnliche Worte vorlas, man bettete sie vielmehr in Gesang. Zum Choral Evensong gehört der Chor genauso wie das Lied der zur Andacht versammelten Gemeinde.
Der Evensong beginnt mit dem Einzugsgesang des Chores, dem Vater-Unser-Gebet der Jesusjüngerschaft; Psalmen und Bibellesungen wechseln in jeder Woche. Was immer wieder kehrt, sind die beiden großen biblischen Hymnen, das Lied der Maria, das in der lateinischen Bibel mit dem Wort Magnificat beginnt, und das Lied des greisen Simeon, das Nunc Dimittis. Die Gemeinde trägt das Fürbittengebet vor Gott. Danach überreicht der Chor sein musikalisches Present, den Anthem. Mit dem gemeinsamen Lied endet dieser liturgische Gottesdienst – Sie finden die angesagte Nummer im Gesangbuch an Ihrem Platz. Und wir erheben uns, wenn der Chor den Kirchsaal betritt, wie auch am Ende, wenn der Chor aus der Kirche auszieht.